Wer hat hier das Sagen?
Kirche in der Demokratie und Demokratie in der Kirche
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Die diesjährige Herbstkonferenz stellt sich der Frage: Wer hat etwas zu sagen – und wer hat das Sagen? Drei Fragestellungen stehen im Fokus:
1.) Gegenwärtig erscheint uns manches unklar in der Frage, wie die Kirche in der Demokratie zu verorten ist. Denn es stehen sich nicht abstrakt „die Kirche“ und „der Staat“ gegenüber, sondern die EKD, die Landeskirchen und die Einzelgemeinden bewegen sich in einem Feld mit vielen Spielern: Neben staatlichen und suprastaatlichen Institutionen werben Parteien, Bürgerinitiativen, Lobbyisten, NGOs, die Wirtschaft und die Medien um Einfluss und Aufmerksamkeit. Entsprechend ist von Demokratie im Netz die Rede und von Postdemokratie, von dem Ende der Demokratie und der Auflösung der Nationalstaaten. Und von verschiedenen Seiten ertönt der Ruf, die Kirche müsse auf alle Privilegien verzichten, sich entweltlichen und stärker vom Staat getrennt werden.
2.) Und wie ist es in der Kirche: Wie funktioniert die innerkirchliche Demokratie? Ist es gut, dass es in der Kirche ähnlich zugeht wie in einer westlichen Demokratie, oder sollten andere Leitbilder prägend sein? Stimmt das überhaupt: Ist die Kirche eine Demokratie eigener Art? Oder ist die real existierende Kirchengemeinderatssitzung ebenso wie die tatsächliche Verfasstheit der Dienstgemeinschaft einer Landeskirche nur eine kaum verschleierte Durchführung hierarchischer Machtausübung?
3.) Wenn die Kirche in der Demokratie eine konstruktive Rolle spielen will und wenn die Kirche selbst in gutem Sinne demokratisch sein will, dann muss sie in der Herzkammer ihres eigenen Handelns ein demokratisches Ethos einüben: im Gottesdienst. Aber wie kann ein Gottesdienst politisch sein, ohne Religion auf Moral zu reduzieren? Wie kann eine Predigt politisch sein, ohne gesetzlich oder allzu einseitig zu werden? Und wie kann deutlich werden, dass im Gottesdienst, in der Kirche und in der Demokratie letztlich Gott das Sagen hat – ohne dass die Verschiedenheiten und die Aktivitäten der Menschen dadurch gering geschätzt werden?
Die Herbstkonferenz 2014 wagt sich in dieses Gemenge. Am Montagnachmittag setzt sie sich vor allem mit der politischen Dimension des Gottesdienstes auseinander, am Dienstagvormittag mit der Kirche in der (Post)demokratie und am Dienstag- und Mittwochnachmittag mit der Demokratie in der Kirche im Horizont von Gottesdienst und Postdemokratie.
In diesem Sinne eine herzliche Einladung zur HK!
Euer Vorbereitungsteam
Britta Stegmaier, Julia Alius, Isabella Bigl, Stefanie Bauspiess, Tobias Weimer, Sascha Michalak, Christian Leidig, Christoph Karle, Martin Wendte